Diese Seite ist für all' diejenigen, die sich für das Thema rund um den
Blutskandal aus den 80er/90er Jahren interessieren, selbst betroffen sind (Hämophile UND
Nicht-Hämophile) &/oder aktiv ihren Teil dazu beisteuern wollen, Opfern & Betroffenen des Blutskandals ein würdevolles & finanziell angemessen gesichertes Leben zu ermöglichen sowie den
Gedanken zu beseitigen, sich für sein Leben entschuldigen zu müssen.
Schaut euch um, nehmt Kontakt auf, bringt euch ein -
wir freuen uns über jede Resonanz & besonders über jede
(Re)Aktion!
Kampagne Kontakt: Lynn Sziklai - lynn.s[at]gmx.de
Pressemitteilung 04.11.2020 Wentorf bei Hamburg
7842 Zeichen (o.L.),1125 Wörter, 25 Absätze, 2 Seiten, 1 Foto.
Der Kampf für ein Leben in Würde geht für die letzten Überlebenden des Blutskandals (vormals
bekannt als Blut-AIDS-Skandal) in die nächste Runde.
Mit einer ungewöhnlichen Briefaktion macht der Verband der Opfer des Blutskandals VOB e.V. auf
ihre prekäre Lage aufmerksam und wendet sich persönlich an alle 708 Bundestagsabgeordneten. Nach 40 Jahren Leben mit AIDS und Hepatitis-C sind die Überlebenden mit ihrer Kraft am Ende, sie sind auf
die Unterstützung jedes einzelnen Parlamentariers angewiesen. Es geht um die dringende Anpassung des für sie zuständigen Stiftungsgesetzes „Humanitäre Hilfe für durch Blutprodukte HIV-infizierte
Personen“ an die sich dramatisch verschlechternden Lebensbedingungen der Geschädigten.
Briefaktion Kernstück der in vielerlei Hinsicht gewichtigen Briefe - sie wiegen insgesamt 90
Kilo - ist eine eigens zu diesem Zweck verfasste Mappe mit dem Titel Aktueller Einblick in die Lebensumstände und Forderungen der Opfer des Blutskandals. Anhand von persönlichen
Erfahrungsberichten und medizinischen Hintergrundinformationen zu körperlichen und psychischen Spätfolgen der HIV-und Hepatitis-C Infektionen, können sich die Empfänger eingehend informieren.
Hinzuweisen ist auf die erschütternden Ergebnisse der vom Bundesgesundheitsministerin beauftragten Prognos-Studie von 2014 und auf den darauf bauenden Forderungskatalog an die politischen
Entscheider.
Michael Diederich, Vorstandsvorsitzender vom VOB e.V., Vater einer zweijährigen Tochter, an AIDS
und den Folgen der Hepatitis-C erkrankt, erläutert: „In der Mappe steckt unser Herzblut. Die Briefe werden im November im Bundestag eintreffen. Wir machen uns nichts vor. Aber wir hoffen, dass
wir wenigstens einige Bundestagsabgeordnete von unserem Anliegen überzeugen können und sie uns dabei helfen, eine Gesetzesinitiative anzustoßen“.
Blutskandal In den 80er Jahren wurden durch verunreinigte Blutprodukte unzählige Menschen mit
Hämophilie (Gerinnungsstörung) und während operativer Eingriffe mit HI- und/oder mit Hepatitis-C-Viren infiziert. Trotz bereits möglicher Sterilsierungsverfahren wurden die Patienten aus
Kostengründen jahrelang mit kontaminierten Blutprodukten versorgt. Pharmakonzerne, das Bundesgesundheitsamt, das Deutsche Rote Kreuz und die behandelnden Ärzte verantworteten die daraus
resultierenden, katastrophalen Folgen: Tausende erkrankten an AIDS, woran die meisten nach qualvollem Leiden verstarben.
Der Bundestag richtete 1993 den Untersuchungsausschuss HIV-Infektionen durch Blut und
Blutprodukte ein. Dieser stellte 1994 in seinem Abschlussbericht fest, „dass es sich um „nachweisbar schuldhaftes Verhalten“ der beteiligten Stellen gehandelt habe und dass rund 60 % der durch
kontaminierte Blutprodukte ausgelösten HIV-Infektionen hätten verhindert werden können.
Stiftungsgesetz „Humanitäre Hilfe für durch Blutprodukte HIV-infizierte Personen“. Das
Stiftungsgesetz wurde 1995 unter der Leitung des damaligen Gesundheitsministers Horst Seehofer erlassen, nachdem er das Bundesgesundheitsamt aufgelöst und sich für das schuldhafte Verhalten der
staatlichen Aufsichtsbehörde entschuldigt hatte. Die Verantwortlichen des Blutskandals wurden dazu angehalten, in den HIV-Hilfefonds einzuzahlen, um die Opfer zu entschädigen und den Angehörigen die
Beerdigungskosten zu erstatten.
Fatal war, dass das Stiftungsgesetz keinen rechtlichen Anspruch auf lebenslange
Entschädigungszahlungen enthielt. Denn keiner - am wenigsten die Betroffenen selbst - konnte sich damals vorstellen, diese schwerwiegenden Infektionen zu überleben. Das führte dazu, dass der
HIV-Hilfefonds immer wieder nur auf Drängen und Bitten von Betroffenen gemeinsam mit einzelnen, engagierten PolitikerInnen aufgefüllt wurde. Mittlerweile sind die Pharmakonzerne sowie das DRK aus
ihrer Verantwortung entlassen und die Bundesregierung alleinige Zustifterin des HIV-Hilfefonds.
Prognos-Studie 2013 wurden die LeistungsempfängerInnen zur Teilnahme an einer umfangreichen
Studie gebeten, die von Prognos im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit durchgeführt wurde. Ausdrückliches Ziel war, die Lebenssituation insbesondere unter gesundheitlichen Aspekten zu
erfassen, um das Stiftungsgesetz den Bedarfen der Geschädigten anzupassen. Mit der Aussicht auf ein verbessertes und auf ihre Bedarfe zugeschnittenes Stiftungsgesetz, war die Resonanz bei den
StudienteilnehmerInnen hoch. Die Ergebnisse waren niederschmetternd und übertrafen sogar die Befürchtungen vieler Geschädigter. Die meisten der 45 bis 75 Jährigen können nicht mehr für ihren
Lebensunterhalt sorgen und leiden unter gravierenden, gesundheitlichen und psychischen Problemen, die sich mit zunehmendem Alter verschlimmern.
Stiftungsrat und Stiftungsvorstand unter Jens Spahn, damals amtierender Vorsitzender, zeigten
sich bestürzt und versprachen umgehend zu helfen, wie dieser Auszug aus der Pressemitteilung der Stiftung Humanitäre Hilfe für durch Blutprodukte HIV-infizierte Personen vom 19.05.2014 belegt:
„Aufgrund der Ergebnisse hat der Stiftungsrat folgenden Entschließungsantrag gestellt und
beschlossen: Stiftungsrat und Stiftungsvorstand begrüßen die Studie zur Lebenssituation der Leistungsempfängerinnen und Leistungsempfänger der Stiftung "Humanitäre Hilfe für durch Blutprodukte
HIV-infizierte Personen" und stehen voll hinter den Schlussfolgerungen von Prognos. - Stiftungsrat und Stiftungsvorstand gehen davon aus, dass wie bei der Conterganstiftung alle Verantwortlichen
schnell und umfassend aktiv werden, damit die finanziellen Grundlagen der Stiftung nachhaltig gesichert werden“. Es blieb bei diesem bloßen Versprechen. Als Aktivisten konkrete Konsequenzen
forderten, wurde die Studie einschließlich der Ergebnisse von der Webseite des Bundestags entfernt. Kein Abgeordneter hätte eine Chance gehabt, sich zu informieren.
Erst 2017 wurde eine Minimalforderung umgesetzt und das Stiftungsgesetz erfuhr ihre I. Novelle,
nämlich die mit HI-Viren Geschädigten lebenslang zu entschädigen. Das aber nur, weil der VOB e.V. gemeinsam mit der Blutskandal-Kampagne in Berlin gegen diese Ungerechtigkeiten demonstrierten und
unterstützende PolitikerInnen für ihre Ziele gewinnen konnten. Dies war ein erster Schritt in die richtige Richtung. Wesentliche Grundlagen für ein angemessenes Gesetz fehlen noch.
Was wird absolut benötigt?
- Anpassung der Entschädigung der HIV-Infizierten unter Berücksichtigung des Inflationsausgleichs für den Zeitraum
1995 bis 2019
- Lebenslange Entschädigung der mit Hepatitis-C Infizierten
- Sonderzahlungen zur Deckung der spezifischen, gesundheitlichen Bedarfe
- Aufbau eines Medizinisches Kompetenzzentrums bzw. -netzwerks
- Mitbestimmung der LeistunsempfängerInnen im Stiftungsvorstand und Stiftungsrat
Corona Was es heißt, von unbekannten, tödlichen Viren aus der Bahn geworfen zu werden, wissen
die Opfer des Blutskandals nur zu gut. Erst wurden sie mit HI-und Hepatitis-C Viren infiziert; nun werden sie durch Corona-Viren gefährdet.
Der ohnehin schon komplexe Lebenslauf von Thomas Gabel, Vorstandsmitglied des VOB e.V., gipfelt
in seiner Corona-Infektion, den er mit folgenden Worten abschließt: „Dies wurde noch verstärkt durch die Covid-19, die ich Mitte März 2020 durchgemacht habe. Das SARS-Cov-2 hat mein Herz zusätzlich
angegriffen, so dass nun eine Herzinsuffizienz besteht. Ich habe sicher vieles vergessen. Aber das, was hier steht, ist ja auch genug. Bitte nehmen Sie uns ernst. Wir, die Leistungsempfänger, haben
alle einen ähnlichen Status. Keinem von uns geht es gut. Auch nicht denen, die sich nicht zu Wort melden. Die sind meist in ihrer Angst vor Diskriminierung gefangen und leiden still“.
Die Briefaktion des VOB.e.V. ist auch dieser besonderen Lage geschuldet, denn die gesundheitlich
angeschlagenen Opfer des Blutskandals sind Risikopatienten und vermeiden Reisen und Begegnungen.
Dass die Mappe auch Auszüge aus der Prognos-Studie enthält, hat einen triftigen Grund: Erneut
ist der Abschlussbericht von der Homepage des Bundesgesunheitsministeriums verschwunden. Da dieser aber die Grundlage für eine II. Gesetzesnovelle bildet, erhalten nun alle Bundestagsabgeordneten mit
dem Brief die fehlenden Informationen. Das erhöht die Chance auf eine Gesetzesinitiative.
Die II. Novellierung des Stiftungsgesetzes ist unabdingbar. Damit die noch 534 Lebenden
einfach nur in Würde alt werden können.
V.i.S.d.P. Cornelia Michel - Pressesprecherin des Verbands der Opfer des Blutskandals VOB e.V. -
www.nochleben.de - cornelia.michel@nochleben.de - Fon +49 157 56182389 - Mühlenstraße 32 - 21465 Wentorf bei Hamburg
Wissenschaftliche Untersuchung zur Lebenssituation hämophiler Personen
Im Rahmen der Vorbereitung einer wissenschaftlichen Untersuchung zur Lebenssituation hämophiler
Personen (mit & ohne begleitende HIV- &/oder HCV-Erkrankung), möchten wir in Erfahrung bringen, welche Dinge in solch einer Untersuchung auf jeden Fall erfragt werden sollten!
Oftmals gehen solche Befragungen an der Sache vorbei, werden bestimmte Gruppen ausgeschlossen, oder Themen ignoriert. Diesem möchten wir entgegenwirken & die tatsächlichen Belange befragen.
Wo drückt der Schuh? Was möchtet ihr gerne loswerden? Was kann dabei helfen, die Lebenssituation möglichst vieler Personen aus der genannten Zielgruppe adäquat
abzubilden? Teilt euch mit!
Ideen & Anregungen bitte per Nachricht über das Kontaktformular.
Vielen Dank für eure Unterstützung!
Die erste Jahreshauptversammlung unseres Vereins
fand am 14. April 2018 in Wiesbaden statt.
Mehr dazu auf der Seite unseres Vereins.
16.10.2017 - Protest-Versammlung Contergan-Geschädigter für mehr
Mitwirkungsrechte
vor dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen & Jugend in
Berlin:
Frau Bärbel Bas (MdB, SPD, gesundheitspol. Sprecherin & Stiftung Humanitäre Hilfe) äußert sich zur Kampagne:
"Sie haben mit Ihrem Engagement viel bewegt und vor allem haben Sie die Betroffenen darin unterstützt, an die Öffentlichkeit zu gehen und im wahrsten Sinne des
Wortes „Gesicht zu zeigen“. Ich bin überzeugt, dass es gerade die offene Schilderung der einzelnen Schicksale war, die die Abgeordneten aller Parteien bewegt hat,
von ernst gemeinten Zusagen auch endlich zu konkreten Handlungen zu kommen."
DANKE, liebe Frau Bas!